Ab wie vielen Konzerten spricht man eigentlich von einer Tournee? Da gibt es wohl keine eindeutige Definition. Für Oh Sun! waren zwei Konzerte in nur sechs Tagen jedenfalls nicht nur eine Premiere, sondern gefühlt auch schon eine Mini-Tournee. Oder sagen wir mal: eine kleine Mini-Tournee.
Los ging es am Samstag, den 23. September, mit unserem Auftritt im Rahmen des Artwalk-Programms im Café Konsumreform. Ohne Schlagzeuger und mit Thomas Auth an der Westerngitarre (statt wie sonst E-Gitarre) und Micha Grothues am Bass hatten wir am frühen Abend Gelegenheit, sieben unserer Stücke mal ganz anders zu spielen als sonst. Zwei Proben als Vorbereitung auf dieses Trio-Konzert mussten genügen, aber das Ergebnis war aus meiner Sicht durchaus hörenswert.
Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, die Songs mal „unplugged“ zu spielen. Vorteil: Die Zuhörer konnten die Texte besser verstehen. Kann aber auch an der Sprache gelegen haben. Da das Kurzkonzert im Rahmen einer Lesung stattfand, hatten wir uns entschieden, ausschließlich deutsche Stücke zu spielen. Auch das war eine Premiere.
Ein bisschen schade war es, dass die Veranstaltung doch eher schwach besucht war. 18 Uhr am Samstag ist aber natürlich auch nicht gerade die Ausgeh-Primetime. Auch von den eingeladenen Freunden und Bekannten sind diesmal deutlich weniger gekommen. Einen Tag vor der Bundestagswahl ist es uns nicht gelungen, die „Oh-Sun!“-Stammhörer in größerer Zahl zu mobilisieren. Lässt die Bindungskraft unserer sonnigen Musik etwa schon nach? Jetzt heißt es: Kämpfen, kämpfen, kämpfen! Vielleicht habe ich zuletzt aber auch nur zu viele Polit-Talkshows gesehen …
Dass der Freundeskreis, wenn man plötzlich häufiger spielt, nicht mehr zu jedem Konzert pilgert, kann ich aber gut verstehen. Umso mehr, wenn wir sogar die Stadtgrenzen Essens verlassen und – mitten in der Woche – in Gladbeck spielen. Im dortigen Café Goethestraße fand am 28. September das zweite Konzert unserer Mini-Tournee statt („La Grande Finale“). Diesmal wieder mit Schlagzeuger Jürgen Langer.
Auf dem Hinweg standen wir ewig lange im Stau. Halb Essen schien nach Gladbeck zu wollen. Wegen uns? Dieser Illusion verfiel ich dann doch nicht. Ich hatte eher das mulmige Gefühl, dass wir in einer völlig leeren Kneipe spielen würden. Schließlich hatte ich auf meine persönlichen Einladungen diesmal keine einzige definitive Zusage erhalten! Meinen Vorbericht zum Konzert hatte ich noch mit der Headline „Glad to be in Gladbeck“ versehen. Würde ich beim Nachbericht nun „Bad to be in Gladbeck“ schreiben müssen? Derartige Gedanken gingen mir während der Anfahrt durch den Kopf.
Aber die Sorge war umsonst. Das Konzert war ein Erfolg, das Café für einen Donnerstagabend in Gladbeck sehr ordentlich gefüllt. Und wir haben die Leute auch nicht vertrieben. Sie sind 16 Songs lang freiwillig geblieben, haben geklatscht und am Ende Zugabe gefordert. Niemand schien enttäuscht. Nur dem Wunsch eines älteren Besuchers, auch mal ein türkisches Lied zu spielen, konnten wir nicht nachkommen.
Unterm Strich war es eine tolle Erfahrung, mal nicht vor einem weitgehend „bestellten“ Publikum zu spielen, sondern vor überwiegend fremden Leuten, die uns nicht kennen und sich offenbar doch für unsere Musik erwärmen konnten. Nicht zuletzt hat unsere Band-Gesangsanlage ihren ersten Praxistest bestanden. Der Sound war super. Mein kleines Aufnahmegerät lief bei beiden Konzerten mit. Gut möglich, dass es an dieser Stelle demnächst die eine oder andere Audio-Kostprobe von den Konzerten zu hören gibt.