Vielleicht

In dem Song „Vielleicht“ geht um den Beginn einer neuen Beziehung und das Gefühl der Unsicherheit, das oft entsteht, wenn sich zwei Menschen gerade erst kennenlernen und so vieles noch ungesagt ist. Ich habe das Stück bereits 2009 aus damals aktuellem Anlass geschrieben. Aus meiner Sicht ist es eine zärtlich-melancholische Ballade mit einer hübschen kleinen Melodie.

Vielleicht hält es lange, vielleicht auch nicht: Mit der Liebe ist es wie mit aufeinander gestapelten Steinen. Foto: Grimm

Vielleicht hält es lange, vielleicht auch nicht: Mit der Liebe ist es wie mit gestapelten Steinen. Foto: Grimm

 

Ich habe den Song damals alleine in meinem Wohnzimmer aufgenommen, nur mit akustischer Gitarre und Gesang. Diese intime Rohaufnahme könnt ihr nun an dieser Stelle hören.

 

Den Text habe ich euch zum Mitlesen auch gleich aufgeschrieben – und zwar in der aktuellen Version! Bei der Aufnahme von 2009 war nämlich eine Zeile noch geringfügig anders („Finden Sie den Fehler!“). Weiter unten findet ihr noch eine Live-Aufnahme von „Vielleicht“ im aktuellen Band-Arrangement.


Vielleicht  (Text + Musik: Roland Grimm)

Vielleicht wird`s nie wieder so schön,
Vielleicht gibt`s kein Wieder-,
Vielleicht gibt`s kein Wieder-seh`n für uns.

Gestern hab` ich dich zum Zug gebracht,
und danach war´n wir beide frei.
Wir sind halt nur ein lockeres Beziehungspaar,
doch vielleicht ist ja auch Liebe dabei.

Jetzt ist erst mal Sommer und du gehst auf Reisen,
nach Italien und in die Türkei.
Ich schaue aus dem Fenster und seh` den Postmann kommen,
vielleicht ist auch ein Brief von dir dabei.

Vielleicht wird`s nie wieder so schön,
Vielleicht gibt`s kein Wieder-,
Vielleicht gibt`s kein Wieder-seh`n für uns.

Irgendwann bist du dann wieder da,
und wir lernen uns noch einmal kennen.
Vielleicht wird`s intensiv wie beim ersten Mal,
doch vielleicht werd`n wir uns dann auch trennen.

Einmal hab` ich zu dir „Schatz“ gesagt,
doch du meinst, ich soll dich nicht so nennen.
Wie sind doch nicht so`n bürgerliches Spießerpaar,
dass wir glücklich sind, das soll niemand erkennen.

Vielleicht wird`s nie wieder so schön,
Vielleicht gibt`s kein Wieder-,
Vielleicht gibt`s kein Wieder-seh`n für uns.

© 2009 Roland Grimm

 


Hier nun wie versprochen noch eine Live-Aufnahme von „Vielleicht“. Sie stammt vom Konzert im Café Pape, das Oh Sun! im Oktober 2016 gespielt hat. Wie ihr hören werdet, hat sich das Arrangement des Songs zwischenzeitlich ein wenig verändert – nicht nur wegen der zusätzlichen Gitarre und dem Schlagzeug. Und wie ihr ebenfalls hören werdet, ist das hier keine professionelle Mehrspuraufnahme übers Mischpult, sondern nur ein Mitschnitt über ein kleines Aufnahmegerät, das im Café mitlief. Die Kinderstimmen im Hintergrund sind kein gewollter Soundeffekt!


An der Live-Aufnahme waren beteiligt:
Thomas Auth: E-Gitarre
Roland Grimm: Gesang + Akustik-Gitarre
Jürgen Langer: Schlagzeug

 

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Der Schrei

Ich saß am Computer, tief versunken in Arbeit, da hörte ich auf einmal einen schrecklichen Schrei. Ein unangenehmer Laut, der ziemlich lange dauerte, bestimmt drei bis fünf Sekunden, und sofort meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich war wie erstarrt – „horrified“ – und erfasste doch augenblicklich, dass es ein Mensch war, der geschrien hatte. Hoch hatte dieser Schrei geklungen und hoch war mein Puls geklettert. Kein Zweifel: Der schreckliche Schrei kam von einem Kind!

Sollte sich dort unten, in unmittelbarer Nähe zu meiner Wohnung, wo ich mich gerade befand, etwa ein Unglück ereignet haben? Hatte sich ein Kind verletzt oder war es in Gefahr? Musste ich womöglich eingreifen? Während mir derartige Gedanken durch den Kopf schossen, saß ich immer noch wie festgewurzelt auf meinem Schreibtischstuhl.

„Wer noch schreien kann, dem kann es nicht so schlecht gehen“, schob sich nun ein anderer Gedanke in mein Bewusstsein. Das hatte meine zuweilen recht resolute Oma angesichts schreiender Kinder manchmal gesagt – wenn auch sicher nicht ganz so gemeint. Ich schluckte die Beruhigungspille dennoch und wendete mich wieder dem Computerbildschirm zu. Ich arbeite im Home-Office und es gab an diesem Tag viel zu tun. Ich hatte meine Finger gerade wieder auf die Tastatur gelegt, als ich den unheimlichen Schrei ein zweites Mal hörte.

Diesmal stand ich augenblicklich am Fenster und starrte nach draußen. Meine Wohnung befindet sich in der zweiten Etage eines mehrgeschossigen Mietshauses und vom Wohnzimmerfenster aus blicke ich auf einen kleinen Spielplatz, der sich auf der anderen Straßenseite befindet. Zunächst sah ich nichts Auffälliges. Was immer sich dort drüben gerade ereignet hatte oder noch ereignete, es entzog sich meinen Blicken, geschah vielleicht hinter einem der großen Bäume, die meine Sicht auf den Spielplatz zum Teil verdecken.

Dann sah ich das Kind. Es kam den Weg vom Spielplatz her in Richtung Straße gelaufen. Ein Mädchen, vielleicht drei oder vier Jahre alt, schätzte ich. Ihr Mund war weit aufgerissen, ihr Gesicht schien mir schauerlich verzerrt und ihre Augen – meine Wahrnehmung stockte. Irgendetwas stimmte nicht mit diesen Augen. Ich war für einen Moment verwirrt, schaute genauer hin, um mich zu vergewissern. Dann erst begriff ich: Die Augen des Mädchens lachten! Genau in diesem Moment setzte die Kleine ein weiteres Mal zu ihrem hochtönenden Schreien an, als wollte sie mir letzte Gewissheit verschaffen: „Ich war´s! Ich schreie hier fürchterlich laut und habe jede Menge Spaß dabei!“

Ich fiel nun erleichtert auf meinen Schreibtischstuhl zurück. Anstatt ein schlimmes Unglück zu erblicken, war ich Zeuge eines ungehemmten Glücksausbruchs geworden, irgendwie unangemessen, dachte ich, aber zugleich scheinbar völlig unverstellt. Ich versuchte wieder zu arbeiten, doch es wollte nicht so Recht gelingen. Immer wieder schweiften meine Gedanken zum gerade Erlebten ab, ließen sich davon inspirieren, und ehe ich mich versah, befand ich mich in jenem Zustand süßer Melancholie, für den ich schon immer empfänglich war.

Einfach mal schreien? Der Autor war schon als Kind eher von zurückhaltender Natur.

Einfach mal schreien? Der Autor war als Kind eher von zurückhaltender Natur.

Wie war ich eigentlich als Kind gewesen? Habe ich mir auch manchmal die pure Freude aus dem Leib herausgeschrien? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Es schien aber nicht zu mir zu passen. Doch wer weiß, unmöglich ist es nicht. In einem Punkt war ich mir allerdings sicher: Als Erwachsener hatte ich noch nie derartig geschrien, jedoch wohl auch nie so glücklich ausgesehen wie das Mädchen dort unten.

Ihr Schreien hatte mich zunächst fürchterlich erschreckt, ich war zusammengezuckt, kleiner geworden, wie aus Angst vor etwas Fremdem. Doch nun war ich ins Grübeln geraten und sah das kindliche Gebaren allmählich aus einem anderen Blickwinkel. Dieses hemmungslose Schreien war offenbar die schiere Lust am Leben gewesen, das meinte ich in den Augen des Kindes erkannt zu haben. War das vielleicht genau, was mir als Erwachsenem zu meinem Glück fehlte? Lag nicht etwas ausgesprochen Befreiendes darin, das auch mich anging? Sollte ich möglicherwiese von Zeit zu Zeit auch einfach mal schreien? Mal so richtig Dampf ablassen? Und daran wachsen!

In den „Clever & Smart“-Comics, die ich als Kind gerne gelesen habe, trieb der Agent Clever seinen Kollegen Smart regelmäßig zur Weißglut. Manchmal ist Smart dann wie ein Wahnsinniger aus der Stadt herausgelaufen, ist kilometerweit gerannt, nur um irgendwo einen einsamen Berg zu finden, mühsam den Gipfel zu erklimmen und dort dann endlich seine aufgestaute Wut herauszuschreien: „Arrrgghhh!“ Das war lustig und befreiend. Aber auch anstrengend. Geht es nicht einfacher?

Ich dachte weiter über das Thema nach. Als Erwachsener erschien es mir durchaus heikel, einfach mal so draufloszuschreien. Schon lautes Singen in der eigenen Wohnung verkneife ich mir ja meistens. Die Nachbarn! Wer aber richtig schreien will, muss mit Widerstand rechnen. Es drohen böse Blicke, Klopfen an der Wand, Sturmklingeln, Anzeigen bei der Polizei, die Männer in den weißen Kitteln.

Es gibt überall Räume der Stille, kam mir nun in den Sinn, aber keinen Raum zum Schreien. Okay: vielleicht in SM-Studios. Aber das ist ein anderes Thema. Schreiräume für Erwachsene! War das vielleicht sogar eine interessante Marktlücke? Screaming Rooms klang noch besser. Es gehört durchaus zu meinen Angewohnheiten, gelegentlich über innovative Geschäftsmodelle nachzusinnen, die mir neue berufliche Horizonte eröffnen könnten. Doch meine diesbezüglichen Ideen sind in der Regel nicht zeitgemäß. Ich bilde mir ein, sie seien ihrer Zeit voraus. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam ich bald auch in Bezug auf die Screaming Rooms. Es gibt keinen Raum zum Schreien. Auch wenn es so sein sollte. Dafür ist die Gesellschaft noch nicht bereit, sagte ich zu mir.

Kurz darauf saß ich wieder am Computer, tief versunken in Arbeit. Ich schlüpfte in meine Rolle des verantwortungsvollen Erwachsenen, der seine verdammte Pflicht tat. Erstaunlich geschmeidig war mir das gelungen. Ich hatte das sichere Gefühl, nun bis zum Abendessen in einem Rutsch durchackern zu können. Ich blendete alles aus, hörte nur noch das Klackern der Tastatur. Nichts konnte mich mehr ablenken. Ganz sicher nicht das Geschrei irgendwelcher Kinder! Ich musste ja vorankommen. Und es ging nun voran – ich war im Flow. In meinem eigenen? Egal, in irgendeinem Flow.

© 2016 Roland Grimm

 

Wall of sound: Nachtrag

Vor zwei Wochen hatte ich an dieser Stelle erstmals einen meiner eigenen Songs veröffentlicht: Wall of sound. Dazu noch ein kleiner akustischer Nachtrag. Ende 2014 wurde das Stück nämlich noch mal aufgenommen. Diesmal nicht mit klassischer Bandbesetzung, sondern akustisch mit meiner „Hausmusik-Gruppe“. Dahinter verbirgt sich eine Handvoll Musikerinnen und Musiker, die sich schon seit vielen Jahren hin und wieder zum gemütlichen Kaffeetrinken mit anschließendem Musizieren trifft.

Haben vielleicht auch mal mit Hausmusik begonnen: U2, Rory Gallagher und Sinéad O’Connor auf der Wall of Fame in Dublin. Foto: Grimm

Haben vielleicht auch mal mit Hausmusik begonnen: U2, Rory Gallagher und Sinéad O’Connor auf der Wall of Fame in Dublin. Foto: Grimm

Einmal war diese Hausmusik-Gruppe dann zu Gast im Mülheimer Wohnzimmer-Studio von Norbert Ufers und hat dort nicht nur Kaffee getrunken, sondern auch ein paar Stücke aufgenommen, darunter Wall of sound. Dabei ist eine ganz eigene Version entstanden, die irgendwie dunkler und geheimnisvoller klingt als das Original. Durch die vielen, sich überlagernden Stimmen klingt es etwas Psychedelic-mäßig. Zumindest höre ich das so. Aber bildet euch doch einfach selbst ein Urteil. Hier ist die Aufnahme:

 

An der Aufnahme waren beteiligt:
Wilhelm Buck: Bass
Peter Döring: Cajon
Jürgen Eichel: Gesang
Roland Grimm: Gesang + Akustik-Gitarre
Barbara Koch: Solo-Konzertgitarre, Background-Gesang


Den kompletten Text von Wall of sound und die Bandaufnahme mit Schlagzeug und E-Gitarre findet ihr weiterhin hier.

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Geschafft und glücklich

Gute Nachricht: Das Konzert am 28. Oktober im Café PAPE ist prima gelaufen! Unsere 16 Songs durften wir bis zu Ende spielen, der Sound war – von Norbert Ufers am Mischpult klanglich veredelt – angenehm „rund“, größere Verspieler blieben aus, und am Ende wurde sogar „Zugabe“ gefordert. Wir ließen uns nicht lumpen und spielten noch zwei Stücke. Am Ende waren wir geschafft aber glücklich.

Oh Sun! hoch konzentriert im PAPE: Thomas Auth, Jürgen Langer und ich (v.r.). Foto: H. J. Zull

Oh Sun! hoch konzentriert im PAPE: Thomas Auth, Jürgen Langer und ich (v.r.). Foto: H. J. Zull

Was will man also mehr? Okay: Vielleicht bessere Erinnerungsfotos! Denn natürlich wurde an dem Abend reichlich geknipst, aber eben nur wieder locker aus der Hüfte per Smartphone. Ein Profi hätte den Auftritt bestimmt noch besser in Szene gesetzt! Trotzdem toll, dass die Leute überhaupt Fotos machen – aus eigenem Antrieb und ohne Honorar.

Was die Bilder meist nicht zeigen: Es war wirklich Publikum da, mehr als wir erwartet hatten – und nicht nur Bekannte! Eine offizielle Zählung fand nicht statt, der Eintritt war ja frei, aber so 40 bis 50 nicht zahlende Besucherinnen und Besucher werden es wohl gewesen sein. Von denen zeige ich hier aber keine Fotos. Ihr wisst schon: Recht am eigenen Bild und so.

Atmosphärisch: Hier kommt die Lichtschwäche der Handy-Kamera mal ganz interessant rüber. Foto: G. Auth

Atmosphärisch: Lichtschwache Handy-Fotos können auch interessant wirken. Foto: G. Auth

Wer nicht dabei war, muss es also einfach glauben: Das kleine Café PAPE war beim Auftritt von Oh Sun! ziemlich gut gefüllt. Eine ansehnliche Kulisse! Nur eben nicht auf den Bildern. Nicht direkt vor der Bühne. Ist vielleicht auch gut so: Man will ja auch nicht, dass einem die Leute gleich in die Saiten greifen.

Ohnehin ist der respektvolle Abstand im Café PAPE schon aus organisatorischen Gründen ein Muss – fällt mir jetzt gerade ein. Denn es war ja ein bestuhltes Konzert! Die Leute saßen einfach auf den Stühlen des Cafés. Und Tische waren auch noch da. Da hätte die „Masse“ ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt, wenn sich ein paar Hardcore-Fans direkt vor uns aufgepflanzt hätten. War also alles gut so wie es war. Alle hatten gute Sicht auf die Band und konnten aus dem Hinterhalt ihre Handy-Fotos schießen.

Gelb wie Oh Sun!: Gefühlvolle Songs in heimeligem Ambiente. Foto: G. Auth

Gelb wie Oh Sun!: Gefühlvolle Songs in heimeligem Ambiente. Foto: G. Auth

Uns hat der Auftritt im PAPE viel Spaß gemacht! Wir hatten ein aufmerksames Publikum, das scheinbar wirklich zugehört und an den richtigen Stellen applaudiert hat. Bei den Gesprächen danach war ich angenehm überrascht zu hören, dass viele Leute tatsächlich auf die Texte geachtet und sie auch verstanden hatten. Die meisten schienen ihr Kommen nicht bereut zu haben. Vielleicht sollten wir häufiger mal Konzerte spielen.