Too high to reach

Bei unserem Auftritt im Gladbecker Café Goethestraße haben wir auch einen Song gespielt, den ich im Sommer 2017 neu geschrieben habe: „Too high to reach“. Das ist ein Blues über die vielen Dinge im Leben, die unerreichbar scheinen, weil sie einfach zu hoch für einen sind.

Trotz des Songtitels und trotz Blues ist das Stück aber so traurig nun auch wieder nicht. Das Spektrum der „unerreichbaren Dinge“ reicht von der Mücke an der Zimmerdecke über das Komponieren wirklich neuer Melodien bis hin zu John Lennons hoher Stimme beim Stück „Sexy Sadie“ von den Beatles. Oh, that´s all too high to reach.

If God is in heaven – he`s too high to reach.    Foto: Pixabay

If God is in heaven – he`s too high to reach. Foto: Pixabay

Alles in allem ist es also eher ein augenzwinkernder Blues. Zugleich ist „Too high to reach“ ein Beispiel dafür, dass es sich lohnen kann, hin und wieder mal ein englisches Buch zu lesen und dabei interessante Vokabeln zu notieren. Vor etwa zwei Jahren habe ich nämlich Bram Stockers „Dracula“ gelesen, und in dem Buch kommt an einer Stelle der Begriff „high-pitched voice“ vor. Der gefiel mir wegen seiner Anschaulichkeit und ich notierte ihn.

Lange Zeit wusste ich aber nichts weiter damit anzufangen. Bis ich letzten Sommer mal wieder in den Notizen blätterte und den Ausdruck plötzlich mit meinen kläglich gescheiterten Versuchen assoziierte, „Sexy Sadie“ zu singen. So wurde „high-pitched voice“ zur Initialzündung für den neuen Song. Die Live-Aufnahme aus dem Café Goethestraße könnt ihr hier hören. Wie immer stehen unten auch die kompletten Lyrics.

 

An der Aufnahme waren beteiligt:
Thomas Auth: E-Gitarre
Roland Grimm: Gesang + E-Gitarre
Micha Grothues: Bass
Jürgen Langer: Drums


Too high to reach (Text + Musik: Roland Grimm)

Mosquito on the ceiling
Too high to reach
A clear secure feeling
Too high to reach
My great expectations
The united nations
Oh, that´s all too high to reach

A house with a pool
Too high to reach
Appearance of cool
Too high to reach
The girls from James Bond
Don´t have what I want
Oh, that´s all too high to reach

Tried to sing Sexy Sadie
It was no good choice
I just could`n`t reach John Lennon
And his high-pitched voice
Too high to reach, too high to reach

The Glorious Seven
Too high to reach
If God is in heaven
He`s too high to reach
Completely new melodies
And you who bring me to my knees
Oh, that´s all too high to reach

The rich and the beauties
Too high to reach
A life without duties
Too high to reach
A six-pack belly
Breakthrough in blind alley
Oh, that´s all too high to reach

Tried to sing Sexy Sadie
It was no good choice
I just could`n`t reach John Lennon
And his high-pitched voice
Too high to reach, too high to reach

Mosquito on the ceiling – Too high to reach!
A clear secure feeling – Too high to reach!
My great expectations – Too high to reach!
The united nations – Too high to reach!
The Glorious Seven – Too high to reach!
If God is in heaven – Too high to reach!
Completely new melodies – Too high to reach!
And you who bring me to my knees – Too high to reach!

© 2017 Roland Grimm

 

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Mit 200 Sachen

Das Stück „Mit 200 Sachen (Durch ein Land der Extreme)“ handelt vom Zugfahren und von den Menschen, denen man dabei zufällig und unfreiwillig begegnen kann. Den größten Teil des Textes habe ich 2009 tatsächlich während einer Zugfahrt geschrieben.

Damals war ich das erste und einzige Mal in meinem Leben zu einer Geburtstagsfeier bei meinem Opa mütterlicherseits eingeladen. Der galt lange Zeit als „verschollen“, tauchte dann aber während meiner Jugendjahre doch irgendwann plötzlich wieder auf. Ich persönlich hatte aber bis zu seinem Tod vor einigen Jahren höchstens sechs oder sieben Mal oberflächlichen Kontakt zu ihm. Und 2009 war ich eben überraschenderweise zu seinem Geburtstag in Mainz eingeladen. Es kam mir zwar komisch vor, aber ich fuhr dennoch hin, wohl wegen der Einmaligkeit des Ereignisses.

„Der Zug verlässt Köln, hat Fahrt aufgenommen ...“   Foto: Pixabay

„Der Zug verlässt Köln, hat Fahrt aufgenommen …“    Foto: Pixabay

Ich stieg in Essen in den Zug, kam irgendwann nachmittags an, blieb für etwa drei Stunden und nahm dann wieder den Zug zurück nach Essen. Die Fahrtzeit war länger als mein Aufenthalt, mit dem Opa hatte ich insgesamt vier Worte gewechselt: Guten Tag und Auf Wiedersehen. Mehr Kommunikation war an der U-förmigen Geburtstagstafel in irgendeinem Vereinsheim auch schwer möglich – zumindest von meinem Platz aus. Kurzum: Das Ganze war eigentlich ein ziemlich absurdes Unternehmen. Aber immerhin: Im Zug schrieb ich diesen langen Song, der inhaltlich übrigens gar nichts mit dem Mainz-Besuch zu tun hat.

Den Song nannte ich anfangs noch „Zugfahrt-Blues“, den Text schrieb ich ursprünglich zu der Melodie von Bob Dylans „Tombstone Blues“. Kürzlich habe ich Akkorde und Melodie aber nochmal verändert, sodass es jetzt auch musikalisch ein eigenes Stück ist. Was ihr hier hören könnt, ist eine Live-Aufnahme von unserem letzten Auftritt im Gladbecker Café Goethestraße. Es fängt etwas holperig an, wird dann aber immer besser – finde ich. Tolle E-Gitarren-Verzierungen von Thomas!

 

An der Aufnahme waren beteiligt:
Thomas Auth: E-Gitarre
Roland Grimm: Gesang + E-Gitarre
Micha Grothues: Bass
Jürgen Langer: Drums


Mit 200 Sachen (Durch ein Land der Extreme)
(Text + Musik: Roland Grimm)

Der Zug verlässt Köln, hat Fahrt aufgenommen
Ist fast bei 200 km/h angekommen
Gedanken von eben sind jetzt schon verschwommen
Erinnerung bleibt einfach auf der Strecke

Weit weg von Zuhause kann man prima abschalten
Der Geist registriert ganz neue Gestalten
Die hier im Waggon ihre Wesen entfalten
Man verliert sich in stiller Betrachtung

Mit 200 Sachen durch ein Land der Extreme
Mit schönen Frauen und Freaks, für die ich mich manchmal schäme
Bin selber eher altmodisch, liebe das Bequeme

Der Typ gegenüber wirkt irgendwie verloren
Mit Kopfhörern, riesig wie Elefantenohren
Das nächste große Ding steht sicher auch schon vor den Toren
Nur mit Boxen unter `m Arm wird man noch cool sein

Das Mädchen da vorn, Sweet Little Sixteen
Sagt sie sei schwanger, will zu Hause auszieh´n
Ihr Kumpel denkt: „Das ist jetzt sicher wieder nur so`n Spleen“
Und fragt: „Willst du vielleicht auch ´ne Dose Bier haben?“

Mit 200 Sachen durch ein Land der Extreme
Mit schönen Frauen und Freaks, für die ich mich manchmal schäme
Bin selber eher altmodisch, liebe das Bequeme

Ein Yuppie steigt in den Waggon ein
Und schaltet gleich als erstes seinen Laptop ein
Er tippt wie ein Irrer! Vielleicht ja nur zum Schein
Alle merken, dieser Mann ist echt beschäftigt

Geschwätzig wie´n Waschweib ist der Zugbegleiter
Der labbert ewig ohne Punkt und Komma weiter
Die Lautsprecherstimme klingt komisch, doch nicht heiter
Warum geht mein MP3-Player nicht lauter?

Mit 200 Sachen durch ein Land der Extreme
Mit schönen Frauen und Freaks, für die ich mich manchmal schäme
Bin selber eher altmodisch, liebe das Bequeme

Ein riesiger Typ mit langem schwarzen Mantel
Hält in der Hand, schwer wie eine Hantel
´Nen Fantasy-Schmöcker – Titel: „Die Tarantel“
Verschlingt in einer Stunde hundert Seiten

Wagon, 1. Klasse, es kommt ein Tablett
Der Kellner, der dran hängt, ist irgendwie zu nett
`Ne Oma fragt ihn, ob er `n` Piccolo hätt
Die Senioren-Gang hat heute was zu feiern

Mit 200 Sachen durch ein Land der Extreme
Mit schönen Frauen und Freaks, für die ich mich manchmal schäme
Bin selber eher altmodisch, liebe das Bequeme

Ein Blick aus dem Fenster: Wiesen und Lichter
Sieht aus wie gerakelt von Gerhard Richter
Das stundenlange Sitzen geht mir echt auf`n Trichter
Das Ziel der Reise kann nun nicht mehr weit sein

Der Zug wird plötzlich langsamer, jetzt ist es soweit
Ich packe meine Sachen, es ist an der Zeit
Die Anderen, die bleiben, sind von meinem Blick befreit
Alle gehen ihre Wege, ich geh` meinen

Mit 200 Sachen durch ein Land der Extreme
Mit schönen Frauen und Freaks, für die ich mich manchmal schäme
Bin selber eher altmodisch, liebe das Bequeme

© 2009/2017  Roland Grimm

 

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